Brigitta Doppler: Goldenes Rössl mit Bart

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Man schrieb das Jahr 1918, seit dem 11. November war der schreckliche Weltkrieg zu Ende. In einem kleinen Häusl im Mühlviertel wartete eine große Kinderschar mit ihrer Mutter und der Großmutter auf den Vater, der im Krieg kämpfen musste, irgendwo in Italien, am Isonzo. Wo das ist, das wissen sie nicht; sie hoffen nur, dass er bald gesund heimkommt.

Seit eineinhalb Jahren ist er schon fort und irgendwie haben sie es geschafft, die Arbeit zu erledigen. Auch die kleineren Kinder mussten kräftig mithelfen das Heu einzubringen, die Erdäpfel auszugraben und die beiden Kühe, das Kalb, das Schwein und die Hühner zu versorgen.

Weihnachten rückte immer näher, manche Männer im Dorf waren schon heimgekommen, andere galten als vermisst. Niemand konnte der Frau sagen, wo ihr Mann war, und sie machte sich große Sorgen. Um die Kinder und wohl auch sich selbst zu trösten, hatte sie zu ihnen gesagt: "Vielleicht bringt uns das Goldene Rössl den Vater zurück!". Am heiligen Abend waren alle in der Stube versammelt. Die Mutter kochte die Abendsuppe, die Großmutter und die zehnjährige Resi flochten gerade den drei jüngeren Dirndln die Zöpfe, die älteren Buben, der FranzI und der Wiggerl, schlichteten Holzscheiter ins Ofenloch unterm Herd. Damals gab es auf dem Land noch keinen Christbaum und keine großen Geschenke vom Christkind. Die Kinder warteten auf das Goldene Rössl, von dem sie hofften, dass es ihnen im Vorbeifliegen etwas bringen möge.

Da klopfte jemand ans Fensterl Alle horchten gespannt und die kleine Zenzi flüsterte: "Das Goldene Rössl, aber das hat ja an Bart!" Ein ausgezehrtes, bärtiges Gesicht war am Fenster zu sehen. »Jesus, Maria und Josef, das is ja da HansI!", schrie die Mutter und stürzte hinaus.
Draußen im Vorhaus hörten sie auch schon die bekannte Stimme des Vaters: "Grüaß di, Marie, i bitt' di, kumm mia net zu nahe, i muaß mi erst wasch'n. Füll mia des große Schaffl mit Wasser, gib mia a Soafn und a frisches G'wand, i bin voller Dreck und Läus'!" Geschwind eilte die Mutter in die Stube und gemeinsam mit den größeren Buben schleppte sie Kübel um Kübel warmes Wasser ins Futterkammerl, wo sich der Heimkehrer baden konnte. Dann verlangte er noch einen Spiegel und Rasierzeug und bald darauf erschien er in der Stube, sauber, frisch rasiert und mit geschorenem Kopf, sodass ihn die Kinder fast nicht erkannten. Das war eine Begrüßung, die Mädchen hängten sich an seine Hosenbeine, während er endlich seine Frau umarmen konnte. Er wusste nicht, wem er zuerst die Hand geben oder über den Kopf streichen sollte, so sehr drängten sich alle an ihn. Der kleine Karli, der über den Stubenboden krabbelte, brüllte, als er ihn hochhob, denn er hatte den fremden Mann noch nie gesehen.

"Die Uniform hab‘ i im Schnee vergraben, damit des Ungeziefer hin wird", sagte er und setzte sich an den Tisch. "Mein Gott, ist das guat, wieder daheim zu sein", seufzte er. Die vierjährige Berti kletterte auf seinen Schoß und fragte: "Hat dich das Goldene Rössl gebracht?" "Na, aber g'sehn hab ich es, schauts auße ins Vorhaus, i glaub', es hat euch was eing'legt!" Das ließen sich die Kinder nicht zweimal sagen und stürmten hinaus. War das ein Jauchzen und Jubeln, als sie den großen Korb entdeckten, der mit Äpfeln, Kletzen, Dörrzwetschken und Nüssen gefüllt war. Auch ein großer Laib Kletzenbrot und für jeden ein paar Lebkuchen waren drinnen.

"Zuerst danken wir dem Herrgott, dass er uns zu Weihnachten den Vater wieder heimgeschickt hat, dann essen wir die Supp'n und dann könnts euch was aus dem Korb nehmen", entschied die Mutter, und so geschah es!

Beim Mühlviertler Häusl war das Goldene Rössl nicht nur vorbeigeflogen, sondern es hatte auch angeklopft.

Brigitta Doppler

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