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Ein Artikel aus
OÖ. Heimatblätter
2013 Heft 3/4

Bei dem vorliegenden Beitrag handelt es sich um
einen Auszug aus der im Jahre 2012 von Wolfgang Sachsenhofer an der
Katholisch-Theologischen Privat-Universität eingereichten
Diplomarbeit in Kunstwissenschaft.



Abb. rechts: Engelschor


Anmerkungen:
(10) Vgl. Scherndl, Balthasar, Die größte Krippe – im Dom von Linz. Krippenkalender 1923, Linz 1922, 4
(11) Vgl. Oberchristl, Florian, Der Mariä-Empfängnis-Dom in Linz. Zum sechzigjährigen Bau-Jubiläum, Linz 1923, 82.
(12) Vgl. Kastner, Otfried, Die Krippe, Linz 1964, 76. Luk. 2, 13–14.
(13) Vgl. „Christliche Kunstblätter“, 50. Jahrgang 1909, 148 f.
(14) Vgl. Vogel, Sebastian Osterrieder, 16.
(15) Vgl. ebd., 17 f.


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Die Linzer Domkrippe von Sebastian Osterrieder und
die Tradition der Weihnachtskrippe in Oberösterreich

Autor: Wolfgang Sachsenhofer


Der Engelschor


EngelschorDer wahrscheinlich glanzvollste und phantasiereichste Teil der Osterrieder-Krippe ist der Engelschor. Dieses Ensemble, welches genau über der Geburtsgrotte schwebt, hat in der Krippenkunst nicht seinesgleichen. Vom Engelschor schwärmte nicht nur Balthasar Scherndl, der die Gruppe als ein Unikum beschrieb, an dem der Meister seine ganze Kunst und seine sprühende Fantasie ausspielte. (10)
Auch Florian Oberchristl lobt diese Bildhauerarbeit als ein Meisterwerk, das in seiner Originalität einzig dastehe.(11)
Selbst der dem Historizismus und Orientalismus distanziert gegenüberstehende Otfried Kastner räumt ein, dass man sich dem Eindruck dieses Kunstwerkes nicht entziehen könne.(12)
Osterrieder bezieht sich mit diesem Werk auf die Evangelienstelle bei Lukas, wo es – im Anschluss an die Verkündigung an die Hirten – heißt: „Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“(13)
Diese singenden und musizierenden Engel hat der Künstler dargestellt, und zwar in einer Weise, dass dem Beschauer der Himmel geöffnet erscheint.
Der Engelschor besteht aus drei konzentrischen Wolkenkreisen, in dessen innerstem – und damit im Mittelpunkt des Werkes – Gott Vater vor goldenem Hintergrund schwebt. Zwei Engel halten eine Krone über seinem Haupt; von ihm gehen die Strahlen aus, die weit über den Wolkenkranz hinausreichen. Die Höhe des größten dieser drei Wolkenbögen beträgt 170 Zentimeter, die Breite 150 Zentimeter. Inklusive der vom Mittelpunkt ausgehenden goldenen Strahlen ist dieses Schnitzwerk 230 Zentimeter hoch und 210 Zentimeter breit. Auf den beiden äußeren Kreisen erscheinen nicht weniger als 34 prächtig gekleidete und bemalte Engel und 5 Engelköpfe, die – in Gruppen zu zweit oder zu dritt – zu Ehren des göttlichen Kindes singen und musizieren.

Bei der Betrachtung dieses Meisterwerkes, welches ohne Zweifel eine singuläre Rolle in der Krippenkunst der Welt spielt, stellt sich die Frage, welches Werk Osterrieder zu diesem Engelschor – den er ganz am Schluss seines Linzer Krippenwerkes geschaffen hat – wohl inspiriert haben könnte. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht mit dem Admonter
Krippenwerk des steirischen Barockplastikers Josef Thaddäus Stammel aus dem Jahre 1756, von dem auch die vier überdimensionalen allegorischen Figuren in der dortigen Bibliothek stammen: Auch hier sieht man oberhalb des weihnachtlichen Geschehens einen Wolkenkranz mit singenden und musizierenden Engeln, in dessen Zentrum ein größerer Engel mit dem Spruchband „Gloria in Excelsis Deo“ schwebt. Die Stammelsche Krippe wurde übrigens 1909 in den „Christlichen Kunstblättern“ ausführlich beschrieben und gewürdigt.(14) Kann es sein, dass Balthasar Scherndl, der zu dieser Zeit ja schon ständig mit Sebastian Osterrieder in Kontakt war, diesen auf das Admonter Werk aufmerksam machte und ihn angeregt hat, seine Linzer Domkrippe mit einem ebensolchen Engelschor zu krönen?

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Vorbemerkung

Lage und Ausmaße
Architektonische und landschaftliche Gestaltung

Das Figurenprogramm der Domkrippe
Die Weihnachtskonfiguration
Die Dreikönigs-Konfiguration
Der Engelschor
Sebastian Osterrieder – Leben und Werk
Auftragsgenese und Entstehungsgeschichte der Domkrippe
Die Domkrippe in der oberösterreichischen Krippentradition



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